Borgfelds Bürger in Wut will zurück in die erste Reihe

Beiratswahl in Borgfeld

Weser-Kurier, 06.05.2023

Mit Marcus Bayer bewirbt sich ein Vertreter der Wählervereinigung Bürger in Wut um einen Platz im Borgfelder Beirat. Was treibt ihn an und welche Themen will er dort setzen?

Von André Fesser

Borgfeld. Wer die Borgfelder Ortspolitik in den vergangenen Jahren verfolgt hat, für den ist Marcus Bayer kein Unbekannter. Der 59-Jährige mischt schon seit geraumer Zeit im Beirat mit: In der Zeit von 2015 bis 2019 war er formales Mitglied des Gremiums; und nachdem er bei der Wahl vor vier Jahren den Wiedereinzug verpasste, steht er dem Umwelt- und Klimaausschuss als sogenannter sachkundiger Bürger zur Seite. Bei den Wahlen am 14. Mai tritt Bayer nun abermals für einen Platz in der ersten Reihe an. Er ist der einzige Kandidat der Bürger in Wut (BIW), der sich in Borgfeld zur Wahl stellt.

Die Wählervereinigung will in Bremen und somit auch in Borgfeld vor allem die konservative Schicht ansprechen. Bayer zufolge orientieren sich die Bürger in Wut in ihrer liberal-konservativen Programmatik vor allem „an den Werten von CDU/CSU im Sinne Ludwig Erhards und Helmut Kohls“. Die Christdemokraten in Bremen hätten sich im Zuge der von Angela Merkel seit 2011 betriebenen Neuausrichtung aber nach und nach von ihren früheren Prinzipien entfernt. Und Bayer ist der Meinung, dass auf absehbare Zeit nicht davon auszugehen ist, „dass sich die CDU-Bürgerschaftsfraktion auf ihre wertkonservative Historie besinnt“. Als Vertretung der konservativ denkenden Bürger bedürfe es daher der BIW.

Der Jurist, verheiratet, eine Tochter und seit 20 Jahren in Borgfeld zu Hause, hat nach eigener Einschätzung in den vergangenen acht Jahren „ideologiefrei und erfolgsorientiert“ im Beirat mitgearbeitet. Seine AfD-Vergangenheit hat er hinter sich gelassen, wie er unterstreicht: 2015 war die Partei weiter nach rechts gerückt und Tausende wirtschaftsliberal orientierte Mitglieder um Parteigründer Bernd Lucke hatten die AfD verlassen. Auch Bayer erklärt seinen Austritt damit, dass sich die programmatischen und personellen Veränderungen in der Partei nicht mehr mit seinen Überzeugungen vereinbaren ließen und schloss sich in Bremen den Bürgern in Wut an.

Deren Ideen will er nun weiter auch in Borgfeld einbringen. Als einzelne Stimme könne man angesichts der Mehrheitsverhältnisse freilich nur wenige Akzente setzen, betont der 59-Jährige. Er setze daher auf die Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen, um mit ihnen gemeinsam Probleme zu identifizieren und Lösungen zu erarbeiten. Er wolle sich davon von der Maxime leiten lassen, Gutes zu bewahren und die Dinge nur dort zu verändern, wo auch tatsächlich Veränderungsbedarf bestehe.

Die Themen liegen dafür in Borgfeld im Wortsinne auf der Straße. Bayer stellt auf Nachfrage die Verkehrsprobleme im Ort heraus, denen man sich widmen müsse, auch die Versorgung mit Kita-Plätzen sei ein Thema. In der laufenden Diskussion um die Zukunft des Landkindergartens Timmersloh stellt er sich ausdrücklich an die Seite der Borgfelder CDU, die eine Integration der Kita in den Neubau des neuen Borgfelder Landhauses ins Gespräch gebracht hat. Auch Themen wie die Umgestaltung der Ortsmitte, die Ansiedelung weiterer Geschäftsbetriebe und in diesem Zusammenhang die Umsetzung des sogenannten Viohl-Konzepts konnten noch nicht abgearbeitet werden. Zudem müsse bezahlbarer Wohnraum vor allem für ältere Mitbürger geschaffen werden.

Lediglich angestoßen, aber nicht zu Ende gebracht worden sei zudem das sogenannte Quartierskonzept in Katrepel, das Bayer im Rahmen seiner Mitwirkung im Umwelt- und Klimaausschuss begleitet und unterstützt habe. Dabei gehe es darum, den Borgfeldern dabei zu helfen, sich über die Möglichkeiten für energetische Sanierungsmaßnahmen ihrer Immobilien im Interesse des Werterhalts und der Zukunftssicherung zu informieren. Die Bremer Klimaschutzagentur wird dazu übrigens gleich nach der Wahl zu einer Infoveranstaltung laden.

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